Erfahrungspunkte und Charakterverbesserung

Den Schatz zu finden, die Prinzessin zu befreien oder die Welt zu retten - kurz ein Abenteuer nach allen Strapazen und Herausforderungen erfolgreich abzuschließen ist für die Spieler natürlich ein großartiges Gefühl. Der erzählerische Belohnung für ihre Mühen.

Erfahrungspunkte sind die - regeltechnische - Belohnung. Denn dem Charakter im Laufe der Kampagne beim sich Verbessern zuzusehen gehört zu den Reizen beim Rollenspiel.
Und es ist deine Aufgabe und dein Vorrecht als Spielleiter eine angemessene Menge dieser Erfahrungspunkte am Ende eines Abenteuers - oder auch als Belohnung für besonders gelungene Aktionen der Spieler zu vergeben.
Hier gilt es etwas Fingerspitzengefühl zu beweisen.
Viele Erfahrungspunkte erlauben den Spielern mehr Fertigkeiten zu steigern, sich mehr Vorteile zu erwerben und grundsätzlich ihren Charakter schnell mächtig werden zu lassen.
Doch dieses Gefühl schnell besser zu werden verblasst bald - vor allem wenn es dann zunehmend schwerer wird passende Herausforderungen an die Charaktere zu stellen.
Und auch bei einem sehr offenen System wie dem Regelwerck - irgendwann ist der Punkt erreicht an dem es keine sinnvolle Verbesserung mehr gibt.

Zu wenige Punkte zu vergeben lassen das Gefühl aufkommen dass nie etwas weitergeht, das die Charaktere trotz der gemachten Erfahrungen und ihrer Anstrengung auf der Stelle treten.

Ein paar Überlegungen
Um eine aktive Fertigkeit zu erwerben sind 2 Erfahrungspunkte nötig. Um jedoch eine Fertigkeit auf dem legendären 4. Rang zu beherrschen - kostet das insgesamt 20 Punkte (respektive 1 / 10 für Wissensfertigkeiten).

Vorteile die man im Spiel erwerben möchte kosten - sofern du zustimmst - den Wert der im Regelwerck steht.

Und wie in den Spielregeln erwähnt: Eine Fertigkeit macht noch keinen Profi - die Karriere vom jungen Mediziner zum erfahrenen weithin bekannten Arzt kostet gut und gerne zwischen einhundert und zweihundert Charakterpunkten...

Idealerweise sollte am Ende jeden Abenteuers zumindest irgend etwas verbessert werden können. Dann hat der Spieler die Entscheidung sofort eine niedrige Fertigkeit zu verbessern - oder die Punkte zu sparen, weil dieser eine seiner höheren Eigenschaften verbessern will. Doch der Punkt ist: Der Spieler kann dies Entscheiden. Das Aufsparen und nichts tun wird ihm nicht aufgezwungen.

Eine Faustregel
Ein kurzes Abenteuer - das ein oder zwei Sessions dauert sollte irgendwo zwischen 3 und 8 Punkten bringen. Auch mal 10 wenn einige größere Herausforderungen dabei waren.

Oder:
  • 1 Punkt für jede Session
  • 1 Punkt für den Erfolgreichen Abschluss des Abenteuers
  • 1-2 Punkte für jede Herausforderung (Bedrohliche Kämpfe, Rätsel oder Labyrinthe überwinden, der Bürokratie der Beldarianischen Hafenbehörde erfolgreich enrgegentreten...)
  • 0-3 Punkte für die allgemeine Gefährlichkeit des Abenteuers - 0 für Shopping-Sessions, 3 für hammerharte, ständig lebensbedrohliche Fluchten durch die Dschungel von Aurelius V verfolgt von Rey Philipes Agenten.
Wir haben die Punkte. Was nun?
Das Simpelste ist es, den Spielern zu überlassen wie sie ihre Punkte ausgeben.
Allerdings sind es nicht nur Erfahrungspunkte die ein Charakter braucht - lernen kann auch Zeit benötigen.
Man wird nicht eben ein Kampfsportmeister, nur weil man gerade 20 Punkte übrig hat.
Bei reinen Hintergrundfertigkeiten wie Kochen und Schachspielen, kann man das gerne etwas lockerer sehen - lange Raumreisen bieten üblicherweise genug Zeit um sich in diesen Dingen zu schulen.
Fertigkeiten die ständig benutzt werden, können auch relativ zügig gesteigert werden, wenn man sich auf diese versteift.

Man kann - sofern die Kampagne die ihr spielt dafür geeignet ist - auch andere Herausforderungen als Spielleiter stellen. Etwa kann es nötig sein einen bestimmten Meister aufzusuchen um den begehrten vierten Punkt zu erringen, oder auch Studien auf bestimmten Planeten, das finden verlorener Schriften mit wichtigen Geheimnissen.
Kurz ganze Abenteuer können sich auch um das Erlernen von Fähigkeiten drehen.

Hier ist wieder etwas Fingerspitzengefühl gefragt: Zum einen macht Spielen und Herausforderungen überwinden Spaß - zum anderen will man einen Spieler beim Verbessern eines Charakters nicht zu sehr ausbremsen.

Andere Belohnungen als Punkte
Erfahrungspunkte sind sehr vielseitig einsetzbar und geben dem Spieler recht direkte Kontrolle darüber wie sie den Charakter beeinflussen.
Doch ist es auch ein recht langweiliges Unterfangen, welches auf einer Meta-Ebene außerhalb des eigentlichen Spieles stattfindet.
Wenn alle Beteiligten damit zufrieden sind - gut.
Aber wenn man etwas experimentieren will so kann man zusätzlich oder an Stelle von Erfahrungspunkten auch andere Belohnungen hergeben.

Automatische oder vergünstigte Fertigkeitssteigerungen Hat eine bestimmte Fertigkeit eine enorme Rolle im letzten Abenteuer gespielt - oder hat ein Spieler besonders viel Wert auf eine gelegt, so kann man erlauben das diese Fertigkeit verbilligt gesteigert wird (als wäre sie eine Stufe niedriger, bzw. halbe Punktzahl zum Erlernen) oder das man sie ganz kostenlos steigert bzw. erlernt.
Dies gibt das Gefühl, dass es direkt etwas bringt mit der Welt zu interagieren.
Ähnliches gilt für bestimmte Vorteile. Giftresistenzen oder 'Eiserner Lebenswille' wenn man die Dschungel von Sargossa Prime für Wochen ohne Unterstützung überlebt hat zum Beispiel. Ein Pilot der sich Monatelang mit Sprungrouten auseinandergesetzt hat und dessen Leistung das Abenteuer vorangebracht haben kann - je nach Situation - den Vorteil 'Hervorragender Astrogator' der üblicherweise zu Beginn einer Abenteurer-Karriere gewählt wird erhalten (oder wenigstens die Erlaubnis diesen vergünstigt zu erlernen etc.)
Titel und Ränge Gerade in der Novaropäischen Allianz mit all diesen Adelshäusern bleibt es kaum aus, das man geadelt wird, wenn man lange genug nützlich war. Immerhin kosten Titel erst einmal nicht viel - im Gegensatz zu Besitzungen, Ausrüstungen und Geld.
Auch das Militär liebt Feldbeförderungen. In diesem Fall bedeutet das immerhin, dass man dem Charakter zutraut mit diesem neuen Rang zurecht zu kommen.

Im Großen und Ganzen sind solche Verdienste immer etwas besonderes und bleiben besser in Erinnerung als ein paar Erfahrungspunkte. Doch sollte dies nicht dazu führen, dass der Spielleiter entscheidet wie, wann und was die Charaktere verbessern können - ein guter Mix aus Erfahrungspunkten zur freien Verfügung und passenden weiteren Belohnungen sollte das Ziel sein.